#AccumulatePleasureMax – Neurath im Informationszeitalter

Ort: Mobiles Stadtlabor
Workshop, Vortrag und Diskussion von Technopolitics Salon/ Armin Medosch, Alice Creischer, Andreas Siekmann und Marcell Mars
Freitag, 04.09.2015, 18:00 Uhr


Dieser Technopolitics Salon unter dem Titel #AccumulatePleasureMax - Neurath im Informationszeitalter geht der Frage nach, wie sich nicht nur die Isotype – die bildstatistische Methode entwickelt von Otto Neurath, Marie Reidemeister und Gerd Arntz – sondern auch Neuraths gesellschaftspolitische Ansätze ins Informationszeitalter übertragen lassen.

Neurath vertrat eine Werttheorie, die sich fundamental von der kapitalistischen Idee des Tauschwerts unterschied und im Zeichen der Commons-Debatte wieder große Aktualität gewinnt. Der Hashtag #AccumulatePleasureMax verweist einerseits auf Neuraths Ideen über die Maximierung des Gemeinwohls, andererseits darauf, dass auch oder gerade im Neoliberalismus Maximalforderungen nicht aufgegeben werden und die Akkumulation des Glücks die höchste Priorität genießen sollte.

18.00 Uhr: Workshop zum Thema
„Tracing Information Society.“
20.00 Uhr Vorträge und Panel-Diskussion:

A) Politische Konstruktivisten,
Alice Creischer und Andreas Siekmann
B) Public Library,
Marcell Mars, Mama, Zagreb
Moderation, Armin Medosch

ab 22.00 Uhr werden die ersten Zwischenergebnisse des Projekts „Tracing Information Society“ präsentiert, danach "Reggae Rockers" - jamaikanische 7-Inch Vinyl - und Getränke.

Tracing Information Society
ist die erste öffentliche Präsentation eines work-in-progress der Arbeitsgruppe Technopolitics, die gemeinsam eine Timeline erstellt, welche die Entwicklungslinien der Entstehung des Informationszeitalters nachzeichnet. Der Technopolitics Arbeitskreis versteht die Timeline als Medium, um komplexe historische Zusammenhänge visuell zu thematisieren. Die Timeline wird als „artistic device“ benutzt, um auf verschiedene Genealogien der Informationsgesellschaft aufmerksam zu machen.

Hintergrundinformation

A) Politische Konstruktivisten, Alice Creischer und Andreas Siekmann zeigen ein Beispiel ihrer gemeinsamen Arbeit mit der Ikonographischen Methode der Wiener Bildstatistik von Otto Neurath. Sie werden aber auch auf den Anteil des Künstlers Gerd Arntz an dieser Methode eingehen und auf dessen Eingebundensein in den damals sehr einflußreichen anarchosyndikalen Kontext der Kölner Progressiven. Gemeinsam arbeiten sie am Projekt zur Aktualisierung des Atlasses zur Gesellschaft und Wirtschaft von Arntz und Neurath, 1930 und an dem Projekt In the Stomach of the Predators zur Monopolisierung von Saatgut (2012).

B) Public Library, vorgestellt von Marcell Mars. Public Library ist eine Synergie aus zwei Anstrengungen. Erstens, tritt es für die Institution der öffentlichen Bibliothek und deren Prinzip des universalen Zugangs zu Wissen ein. Zweitens, betreibt es die Entwicklung verteilter Internetstrukturen für Amateur-Bibliothekare. Public Library wurde gegründet 2012 um soziotechnische Infrastrukturen zu entwickeln und der Diskussion um den universalen Zugang zu Wissen als historischem Argument wieder mehr Schwungkraft zu verleihen.

 

Biografie von Technopolitics Salon/ Armin Medosch, Alice Creischer, Andreas Siekmann und Marcell Mars

Alice Creischer und Andreas Siekmann haben in Düsseldorf an der Kunstakademie studiert. Sie sind Künstler, kuratieren, und publizieren in Texte zur Kunst und Springerin. Sie leben in Berlin. Andreas Siekmann arbeitet mit dieser Methode schon sehr lange in vielen Projekten, wie z.B. die Darstellung der Privatisierung der Wirtschaft der DDR in der Treuhandanstalt (2009), die Ökonomisierung der Städte in Skulpturprojekte Münster oder die Thinktanks (2012. Kunsthaus Bregenz). Es geht dabei immer um die Darstellbarkeit der gegenwärtigen politischen und ökonomischen Macht. Er arbeitet zusammen mit Alice Creischer am Projekt zur Aktualisierung des Atlasses zur Gesellschaft und Wirtschaft von Arntz und Neurath, 1930, und an dem Projekt In the Stomach of the Predators zur Monopolisierung von Saatgut (2012).

Nenad Romić, besser bekannt als Marcell Mars, ist einer der Mitbegründer von Multimedia Institute - mi2 (1999) und club mama in Zagreb (2000). Marcell begann das Projekt “Ruling Class Studies” an der Jan van Eyck (2011-12), und weiter geführt an der Akademie Schloss Solitude (2013) und, seit 2015, ist er PhD-Student an der Leuphana University im DCRL (Digital Cultures Research Lab). “Ruling Class Studies” erforscht Corporate state-of-the-art digitale Innovation, Adaptation, und Geheimdienstarbeit.

Armin Medosch ist Professor für Theorie und Geschichte der Kunst und Medien an der Fakultät für Medien und Kommunikation, Singidunum University, Belgrad. Er ist Künstler, Kurator und Autor an der Schnittstelle Kunst, Medien, Theorie und Gesellschaft. Als Kurator verwirklichte er Ausstellungen wie Waves (Riga, 2006; Dortmund, 2008); und Fields (Riga Culture Capital 2014). Er ist Initiator der Technopolitics Arbeitsgruppe in Wien und Herausgeber der Webplatform thenextlayer.org. Sein Buch unter dem Arbeitstitel “New Tendencies – Art at the Threshold of the Information Revolution” soll im April 2016 bei MIT Press erscheinen. Web: http://www.thenextlayer.org/

Technopolitics bezeichnet den Versuch, einen theoretischen Rahmen zu entwickeln, der es ermöglicht, komplexe und vielschichtige historische Entwicklungen in ihrem Zusammenwirken zu verstehen. Zunächst, seit 2009, gemeinsam entwickelt von Brian Holmes und Armin Medosch, so existiert seit 2011 eine Arbeitsgruppe Technopolitics in Wien. Zu deren Kern zählen neben Medosch Sylvia Eckermann, Gerald Nestler, Felix Stalder, Axel Stockburger, und Ina Zwerger. Gemeinsame Auftritte von Technopolitics umfassten u.a. Coded Cultures 2011 und Vienna Open 2014.

  • Andreas Siekmann, 2005–2008, image with kind permission by the artist
    The Treuhand and the Invisible Hand (detail), Andreas Siekmann, 2005–2008, image with kind permission by the artist

Programm 2015